Es ist eine Situation, die das Zusammenleben mit unseren geliebten Samtpfoten auf die Probe stellen kann: Ihre altansässige Katze markiert plötzlich die Wohnung, nachdem eine neue Katze eingezogen ist. Dieses Verhalten, oft fälschlicherweise als Trotz interpretiert, ist in den meisten Fällen ein klares Zeichen von Stress, Unsicherheit oder territorialen Bedenken der Katze. Es kann frustrierend sein, doch es gibt effektive Wege, dieses unerwünschte Markierverhalten zu verstehen, zu stoppen und Ihren Katzen zu einem harmonischen Miteinander zu verhelfen.
Warum markiert meine Katze nach Einzug einer neuen Katze?
Wenn Ihre Katze nach der Ankunft eines neuen Artgenossen mit dem Markieren beginnt, signalisiert sie damit meist Überforderung oder Verunsicherung. Katzen sind territoriale Tiere, deren Wohlbefinden stark von Stabilität und klaren Reviergrenzen abhängt. Eine Katzenzusammenführung, auch wenn sie liebevoll gemeint ist, stellt eine erhebliche Veränderung ihres Lebensraums dar. Die ursprüngliche Katze könnte sich bedroht fühlen oder das Bedürfnis haben, ihr Territorium neu und unmissverständlich abzugrenzen. Urinspritzen ist dabei eine primäre Methode der Reviermarkierung bei Katzen, um Duftbotschaften zu hinterlassen.
Dieses Markieren ist keine böse Absicht, sondern eine natürliche, instinktive Reaktion auf wahrgenommenen Stress oder Konkurrenz. Neben der allgemeinen Verunsicherung durch den neuen Mitbewohner können spezifische Ursachen sein:
- Eine zu schnelle oder unzureichend durchgeführte Katzenzusammenführung.
- Wettbewerb um wichtige Ressourcen wie Futterplätze, gemütliche Schlafbereiche oder insbesondere die Katzentoiletten.
- Veränderungen in der täglichen Routine, die durch den Neuzugang entstehen und alte Gewohnheiten stören.
- In seltenen Fällen können auch medizinische Probleme, wie zum Beispiel eine Harnwegsinfektion, hinter plötzlicher Unsauberkeit stecken. Ein Tierarztbesuch sollte daher immer der erste Schritt sein, um gesundheitliche Ursachen auszuschließen. Mehr zur Gesundheit Ihrer Katze erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Was wir oft als Eifersucht zwischen Katzen deuten, ist aus der Perspektive der Katze eher der Versuch, ihren Status und ihre Sicherheit im eigenen Territorium zu wahren.
Effektive Maßnahmen, um das Markieren nach dem Einzug zu stoppen
Um das Markierverhalten erfolgreich zu beenden und die Harmonisierung der Katzen zu fördern, ist ein durchdachter Ansatz notwendig. Ziel ist es, den Stress bei Katzen zu minimieren, ihr Sicherheitsgefühl zu stärken und das Zusammenleben für alle Beteiligten positiv zu gestalten.
1. Optimierung des Katzenklo-Managements
Ein häufig unterschätzter Faktor ist das Katzenklo Management bei mehreren Katzen. Katzen sind sehr heikel, was ihre Toilette angeht. Konkurrenz am Klo, unpassende Standorte oder mangelnde Sauberkeit können schnell zu Unsauberkeit führen. Die bewährte Formel lautet: Anzahl der Katzentoiletten = Anzahl der Katzen + 1. Bei zwei Katzen benötigen Sie also mindestens drei separate Toiletten.
- Stellen Sie die Katzentoiletten an verschiedenen, leicht zugänglichen, aber ruhigen Orten auf. Vermeiden Sie Plätze neben Futter-/Wassernäpfen oder im Durchgangsbereich.
- Bieten Sie eine Auswahl an Toilettenarten (offen vs. mit Haube) und Streu-Sorten an. So kann jede Katze ihre Präferenz wählen.
- Reinigen Sie jede Katzentoilette täglich von Kot und Urin. Einmal wöchentlich sollte eine gründliche Komplettreinigung erfolgen.
- Verzichten Sie auf stark parfümierte Streu oder aggressive Reinigungsmittel. Diese können Katzen abschrecken und die empfindlichen Nasen irritieren.
Weitere Gründe, warum Ihre Katze das Katzenklo verweigert, und wie Sie das Problem lösen, finden Sie in unserem spezialisierten Artikel.
2. Stressreduktion und Sicherheitsgefühl stärken
Der durch die Ankunft einer neuen Katze ausgelöste Stress ist eine Hauptursache für das Markieren. Helfen Sie Ihrer Katze, sich wieder sicher und wohl in ihrem Zuhause zu fühlen.
- Schrittweise Zusammenführung: Überprüfen Sie, ob die Einführung der neuen Katze langsam genug und nach den empfohlenen Schritten erfolgte. Gegebenenfalls kehren Sie zu einer Phase der räumlichen Trennung mit langsamer Annäherung zurück.
- Individuelle Rückzugsorte: Jede Katze benötigt eigene, ungestörte Rückzugsorte, an denen sie sich sicher fühlt und von der anderen Katze nicht belästigt wird. Hohe Kratzbäume, Regale, spezielle Katzenbetten oder einfach ein Zimmer mit der Möglichkeit, die Tür zu schließen, sind ideal.
- Ressourcen verteilen: Platzieren Sie Futter, Wasser und Schlafplätze in ausreichender Anzahl und an verschiedenen Stellen. So entfällt der Zwang, um diese Ressourcen kämpfen zu müssen. Zusätzliche Kratzmöglichkeiten helfen der Katze zudem, ihr Revier auf sozial akzeptierte Weise zu markieren.
- Unterstützung durch Pheromone: Produkte wie Feliway Classic oder Friends können durch die Nachbildung natürlicher Katzenpheromone beruhigend wirken und die soziale Akzeptanz unter den Katzen fördern.
Das Erkennen von Stresssymptomen bei Katzen ist der erste Schritt, um adäquat darauf reagieren zu können. Unser Artikel bietet dazu wertvolle Einblicke, ebenso wie unsere Tipps, wie Sie gezielt Stress bei Katzen reduzieren können.
3. Positive Interaktion und Beschäftigung fördern
Schaffen Sie positive gemeinsame Erlebnisse für Ihre Katzen und stärken Sie die Bindung zu Ihnen. Dies lenkt von negativen Verhaltensweisen ab und unterstützt die Harmonisierung der Katzen.
- Gemeinsame Spielzeit: Kurze, interaktive Spieleinheiten (z.B. mit einer Federangel) können positive Assoziationen zwischen den Katzen schaffen und ihre Energie in gewünschte Bahnen lenken.
- Intelligenz- und Futterspiele: Bieten Sie Spiele an, bei denen sich die Katze Futter oder Leckerlis erarbeiten muss. Das lastet sie geistig aus und reduziert Frustration. Inspiration finden Sie in Artikeln über Intelligenzspiele für Katzen.
- Aufmerksamkeit gerecht verteilen: Achten Sie darauf, beiden Katzen gleichermaßen Zuwendung, Streicheleinheiten und Spielzeit zukommen zu lassen. Vermeiden Sie offensichtliche Bevorzugung.
- Training: Das Erlernen von Tricks oder Clickertraining kann das Selbstbewusstsein beider Katzen stärken und die Bindung zu Ihnen festigen. Mehr zum Verständnis der Katzenpsychologie hilft Ihnen dabei.
4. Gründliche Reinigung der Markierstellen
Sobald eine Stelle markiert wurde, ist eine sorgfältige und vollständige Reinigung entscheidend. Verwenden Sie unbedingt enzymatische Reiniger, die speziell dafür entwickelt wurden, Urinproteine und die darin enthaltenen Duftstoffe vollständig abzubauen. Normale Reiniger überdecken den Geruch für uns, die Katze nimmt ihn jedoch weiterhin wahr und wird animiert, die Stelle erneut zu markieren. Wiederholen Sie die Reinigung mehrmals.
Wann sollte ich einen Tierarzt oder Verhaltensberater aufsuchen?
Wenn das Markierverhalten trotz konsequenter Anwendung der oben genannten Maßnahmen bestehen bleibt oder sich sogar verschlimmert, ist professionelle Hilfe unerlässlich. Der erste Weg führt immer zum Tierarzt, um sicherzustellen, dass keine körperliche Ursache vorliegt. Sind medizinische Gründe ausgeschlossen, kann ein auf Katzenverhalten spezialisierter Tierarzt oder ein qualifizierter Katzenverhaltensberater wertvolle Unterstützung bieten. Sie können die individuelle Situation analysieren, verborgene Stressfaktoren aufdecken und einen maßgeschneiderten Therapieplan erstellen.
Das Markieren nach dem Einzug einer neuen Katze ist eine Herausforderung, die Geduld und ein tiefes Verständnis für das Verhalten Ihrer Katze erfordert. Mit den richtigen Strategien, liebevoller Konsequenz und gegebenenfalls professioneller Unterstützung können Sie Ihrer Katze helfen, ihre Unsicherheit zu überwinden und ein friedliches und glückliches Zusammenleben mit dem neuen Familienmitglied zu ermöglichen.