Neues Wellensittich-Paar zusammenführen: So klappt die Vergesellschaftung!

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Einen neuen gefiederten Freund in Ihr Zuhause zu holen, ist ein besonderer Moment. Damit die Ankunft reibungslos verläuft und Ihr neuer Wellensittich gut im bereits bestehenden Schwarm oder an der Seite eines Partners ankommt, ist die richtige Vergesellschaftung von Wellensittichen entscheidend. Eine erfolgreiche Zusammenführung von Wellensittichen legt den Grundstein für ein harmonisches Miteinander und das Wohlbefinden aller Beteiligten.

Warum die Vergesellschaftung von Wellensittichen so wichtig ist

Wellensittiche sind hochsoziale Vögel, die in ihrer natürlichen Umgebung in großen Schwärmen leben. Die Einzelhaltung, die früher verbreitet war, wird heute von Vogel-Experten und Tierschützern kritisch gesehen. Sie kann den komplexen sozialen Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht werden und oft zu ernsthaften Verhaltensstörungen führen.

Die tiefen sozialen Bedürfnisse der Wellensittiche

Vögel kommunizieren unaufhörlich. Sie nutzen vielfältige Rufe, unterschiedliche Körperhaltungen und komplexes Verhalten, um miteinander zu interagieren. Zum typischen Sozialverhalten gehören das gegenseitige Putzen des Gefieders, gemeinsames Fressen, enge körperliche Nähe beim Schlafen und gemeinsame Erkundungstouren. Ein Mensch kann, so liebevoll er sich auch kümmert, niemals den arttypischen Sozialpartner ersetzen. Erst ein zweiter Wellensittich ermöglicht die volle Entfaltung des natürlichen Sozialverhaltens und ein erfülltes Leben.

Die Schattenseiten der Einzelhaltung

Einzelsittiche leiden häufig unter Einsamkeit und Langeweile. Diese psychische Belastung kann sich auf verschiedene Weise äußern:

  • Übermäßiges, untypisches Schreien
  • Aggressivität gegenüber dem Halter oder sich selbst
  • Das Rupfen des eigenen Gefieders bis zur Selbstverstümmelung
  • Lethargie und Teilnahmslosigkeit

Ein passender Partner kann dabei helfen, diese Probleme zu verhindern oder bereits bestehende Symptome zu lindern. Er ermöglicht dem Vogel ein glücklicheres, gesünderes und vor allem artgerechteres Leben. Mehr über das Verhalten von Tieren zu lernen, kann Ihnen helfen, die Bedürfnisse Ihres Wellensittichs besser zu verstehen.

Gründliche Vorbereitung: Das perfekte Umfeld schaffen

Bevor Sie einen neuen Wellensittich aufnehmen und mit einem oder mehreren Vögeln zusammenführen, sind einige wichtige Vorbereitungen zu treffen. Eine durchdachte Planung ist der Grundstein für eine stressfreie und erfolgreiche Integration.

Ein separater Käfig: Quarantäne ist Pflicht

Ein absolutes Muss ist ein zweiter, komplett ausgestatteter Käfig für den Neuzugang. Dieser sollte idealerweise in einem separaten Raum aufgestellt werden. Dies dient der Quarantäne, um sicherzustellen, dass der neue Vogel keine Krankheiten oder Parasiten einschleppt, die auf Ihre vorhandenen Wellensittiche übertragen werden könnten. Eine Quarantänezeit von mindestens zwei Wochen wird dringend empfohlen. In dieser Zeit kann sich der neue Vogel zudem in Ruhe an die neue Umgebung und seine Bezugspersonen gewöhnen.

Neutrales Terrain: Die erste Begegnung

Für die allerersten direkten Begegnungen nach der überstandenen Quarantänephase ist ein neutraler Bereich außerhalb beider Käfige am besten geeignet. Dies minimiert potenzielles Revierverhalten und reduziert Stress für beide Vögel. Ein gut abgesicherter Raum, der keinem der Vögel als festes Territorium gehört, bietet sich an. Hier können sie sich unter Ihrer aufmerksamen Aufsicht langsam annähern und beschnuppern.

Die richtige Ausstattung im Quarantänekäfig

Stellen Sie sicher, dass der zweite Käfig bereits vor Ankunft des neuen Wellensittichs vollständig eingerichtet ist:

  • Mehrere Sitzstangen aus Naturästen in unterschiedlichen Dicken
  • Saubere Wasser- und Futternäpfe (mindestens zwei Sets)
  • Artgerechtes Spielzeug und Beschäftigungsmöglichkeiten (Schaukel, Seile, Naturmaterialien)
  • Optional: Eine Badegelegenheit, falls der Vogel dies mag

Versuchen Sie, die Grundausstattung (Art der Näpfe, Material der Sitzstangen) der des ersten Käfigs anzugleichen, um dem Neuzugang die Umstellung zu erleichtern. Denken Sie auch an die allgemeine Gesundheitsvorsorge für Ihre Haustiere, die auch regelmäßige Checks beim Tierarzt einschließt.

Schritt für Schritt: Die eigentliche Zusammenführung der Wellensittiche

Die eigentliche Vergesellschaftung erfordert Geduld und ein behutsames Vorgehen in mehreren Phasen. Überstürzen Sie nichts, lassen Sie den Vögeln die nötige Zeit.

  1. Phase 1: Räumliche Trennung mit Sichtkontakt

    Nachdem die Quarantänezeit vorüber ist, stellen Sie die beiden Käfige zunächst in Sichtweite zueinander auf. Achten Sie darauf, dass die Vögel sich zwar sehen und hören, aber keinen direkten körperlichen Kontakt haben können. Beobachten Sie das Verhalten beider Vögel genau. Zeigen sie Interesse, Neugier oder eher Anzeichen von Stress wie Aufplustern oder lautes Schreien? Diese Phase des ersten visuellen Kontakts kann einige Tage bis zu einer Woche oder länger dauern, je nach Temperament der Vögel.

  2. Phase 2: Neutrale Treffen unter Aufsicht

    Sobald die Vögel in der ersten Phase entspannt wirken und Interesse am anderen zeigen, lassen Sie sie unter strenger Aufsicht auf neutralem Boden fliegen. Das Wohnzimmer oder ein anderer tiergesicherter Raum, der keinem der Vögel als Revier dient, ist hierfür ideal. Bieten Sie an verschiedenen Stellen im Raum leckere Hirse oder andere Lieblingsleckerlis an. Dies schafft positive Verknüpfungen mit der Anwesenheit des anderen Vogels. Beobachten Sie, wie sie aufeinandertreffen. Kurze, harmlose Rangeleien, Sträuben des Nackengefieders oder Drohgebärden mit geöffnetem Schnabel sind oft normal, da die Rangordnung geklärt wird. Solange keine Federn fliegen, es keine blutigen Verletzungen gibt und kein Vogel panisch flüchtet, ist dies Teil des normalen sozialen Verhaltens. Das Spielverhalten verstehen hilft, Interaktionen richtig zu deuten.

  3. Phase 3: Zusammen im neuen, größeren Käfig

    Wenn sich die Vögel bei den neutralen Freiflügen weitgehend entspannt verhalten, sich vielleicht sogar schon ignorieren oder erste positive Interaktionen wie gemeinsames Futtern oder nebeneinander sitzen zeigen, ist der Zeitpunkt für den Umzug in einen gemeinsamen Käfig gekommen. Am besten ist ein neuer, ausreichend großer Käfig, den keiner der Vögel zuvor als sein alleiniges Revier beansprucht hat. Die Mindestgröße für zwei Wellensittiche beträgt ca. 80x40x50 cm (Länge x Tiefe x Höhe), aber größer ist immer besser. Richten Sie den gemeinsamen Käfig großzügig mit ausreichend Futter- und Wassernäpfen, vielen verschiedenen Sitzplätzen und vielfältigem Spielzeug ein, um mögliche Konkurrenz zu minimieren. Setzen Sie beide Vögel gleichzeitig in den neuen Käfig. Beobachten Sie auch hier weiterhin aufmerksam die Dynamik.

Herausforderungen und Lösungen: Was tun bei Problemen während der Vergesellschaftung?

Nicht jede Vergesellschaftung von Wellensittichen verläuft ohne Reibereien. Es ist wichtig, zu erkennen, wann normales Klärungsverhalten zu aggressivem Verhalten wird.

Normaler Streit oder ernsthafte Aggression?

Wie bereits erwähnt, sind anfängliche kleine Auseinandersetzungen oder Drohgebärden normal, wenn die Vögel ihre Rangordnung festlegen. Dazu gehören das Aufplustern, Zischen, Drohen mit dem Schnabel oder leichtes Picken. Solange keine sichtbaren Verletzungen entstehen und beide Vögel Zugang zu Futter und Wasser haben, ist meist kein Eingreifen nötig.

Wann wird es gefährlich und Sie müssen einschreiten?

Wird der Streit jedoch sehr aggressiv, mit blutigen Verletzungen, vehementem Rupfen von Federn oder wenn einer der Vögel sichtlich unterdrückt und panisch ist, sich nicht mehr zum Fressen oder Trinken traut, müssen Sie sofort einschreiten und die Vögel wieder trennen. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung von einem erfahrenen Tierarzt mit Spezialisierung auf Vögel oder einem Verhaltensberater für Sittiche in Anspruch zu nehmen. Manchmal sind es auch Anzeichen von Eifersucht bei Tieren oder unklare Rangordnungsfragen, die zu Konflikten führen.

Praktische Tipps bei Verhaltensproblemen

Sollte die Zusammenführung problematisch verlaufen oder es immer wieder zu Streitigkeiten kommen, versuchen Sie folgende Lösungsansätze:

  • Mehr Platz schaffen: Oft ist Platzmangel die Hauptursache für Aggressionen. Prüfen Sie, ob der gemeinsame Käfig wirklich ausreichend groß ist. Eine Voliere bietet oft eine entspanntere Umgebung.
  • Ablenkung bieten: Neue Spielzeuge, Knabberäste oder ein Futterball können den Fokus vom Streit ablenken und für positive Beschäftigung sorgen.
  • Ressourcen verdoppeln: Stellen Sie an verschiedenen Stellen im Käfig zusätzliche Futter- und Wassernäpfe sowie Schlafplätze bereit. So entsteht weniger Wettbewerb um knappe Ressourcen.
  • Einen Schritt zurückgehen: Wenn die Probleme im gemeinsamen Käfig auftreten, trennen Sie die Vögel wieder räumlich (ggf. nur Sichtkontakt) und verlängern Sie die Phase der neutralen Freiflüge. Üben Sie mehr positive Interaktionen außerhalb des Käfigs.

Mehr zum Thema Zusammenführung verschiedener Tierarten und mögliche Herausforderungen bei der Haltung mehrerer Tiere finden Sie in unseren weiteren Artikeln.

Geduld und aufmerksame Beobachtung sind entscheidend

Die Zeit, die es dauert, bis ein Wellensittich-Paar oder eine Gruppe harmonisch zusammenlebt, ist sehr individuell. Manchmal verstehen sich die Vögel vom ersten Moment an, in anderen Fällen dauert es Wochen oder sogar Monate, bis sich eine stabile Beziehung entwickelt. Die Vergesellschaftung von Sittichen erfordert vor allem eines: unendliche Geduld. Beobachten Sie das Verhalten Ihrer Vögel genau, lernen Sie, ihre Signale richtig zu interpretieren und seien Sie bereit, bei Bedarf einen Schritt zurückzugehen oder alternative Lösungsansätze zu versuchen. Ihre einfühlsame und ruhige Begleitung ist der wichtigste Faktor für den Erfolg.

Der passende Käfig für zwei Wellensittiche – eine wichtige Grundlage

Die Wahl des richtigen Käfigs ist von immenser Bedeutung für das physische und psychische Wohlbefinden sowie für eine harmonische Zusammenführung von Wellensittichen. Für zwei Vögel ist eine Mindestgröße von ca. 80 cm Länge, 40 cm Tiefe und 50 cm Höhe empfehlenswert. Besser ist jedoch immer ein deutlich größerer Käfig oder eine Voliere, die den Vögeln ausreichend Platz zum Fliegen bietet. Achten Sie auf einen Käfig mit horizontalen Gitterstäben an mindestens zwei Seiten, da Wellensittiche gerne klettern. Die Gitterabstände sollten nicht zu groß sein, um ein Entkommen zu verhindern. Bevorzugen Sie Käfige, die mehr in die Breite als in die Höhe gehen, da Wellensittiche vor allem in die Länge fliegen.

Langfristiges Glück: Das erfüllte Leben als Wellensittich-Paar

Sobald sich Ihre Wellensittiche erfolgreich aneinander gewöhnt und eine Bindung aufgebaut haben, werden Sie mit der Freude belohnt, ihr natürliches, soziales Miteinander beobachten zu können. Gemeinsames Spielen, gegenseitiges Putzen, Futter teilen und miteinander „erzählen“ bereichern das Leben der kleinen Papageien enorm und sind ein wunderschöner Anblick. Eine gelungene Vergesellschaftung ist eine wichtige Investition in die Gesundheit, Zufriedenheit und das Glück Ihrer gefiederten Freunde. Mit Sorgfalt, dem nötigen Wissen und viel Liebe schaffen Sie die besten Voraussetzungen für ein langes, harmonisches Leben als Wellensittich-Paar.

Auch wenn die Zusammenführung von Wellensittichen anfangs eine kleine Herausforderung darstellen kann, so ist sie doch ein unverzichtbarer Schritt für eine artgerechte Haltung. Mit der richtigen Vorbereitung, einem schrittweisen Vorgehen, aufmerksamer Beobachtung und viel Geduld schaffen Sie die Basis für ein glückliches und erfülltes Leben Ihrer Vögel. Ihre Mühe wird reich belohnt werden, wenn Sie Ihre gefiederten Freunde beim harmonischen Miteinander beobachten können und wissen, dass Sie ihnen das bestmögliche Leben ermöglichen.

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