Hat Ihr Pferd dicke Beine nach dem Stehen? Ursachen & Maßnahmen!

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Wenn Ihr Pferd nach längeren Ruhephasen im Stall angelaufene oder dicke Beine hat, ist das ein häufiges Phänomen, das bei Pferdebesitzern oft Besorgnis hervorruft. Insbesondere nach einer Nacht in der Box können die Gliedmaßen an Umfang zunehmen. Doch meistens steckt keine ernste Erkrankung dahinter, sondern eher harmlose Ursachen, die sich leicht beheben lassen. Dennoch ist es entscheidend, die Anzeichen richtig zu interpretieren und zu wissen, wann es Zeit ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Warum schwellen Pferdebeine nach Ruhephasen an?

Die Beine von Pferden sind hochsensibel und reagieren empfindlich auf Veränderungen in ihrer Routine und Umgebung. Im Gegensatz zum Menschen fehlt Pferden ein kräftiger Muskelpumpmechanismus in den unteren Beinbereichen, der den Rückfluss von Blut und Lymphe aktiv unterstützt. Stattdessen ist dieser Rücktransport stark von der Bewegung abhängig. Die Kontraktion der Muskeln und die Bewegung der Gelenke wirken wie eine natürliche Pumpe, die Flüssigkeiten entgegen der Schwerkraft nach oben befördert.

Der Einfluss von Kreislauf und Schwerkraft

Steht ein Pferd über längere Zeit still, verlangsamt sich der Fluss von Blut und Lymphe. Die Schwerkraft führt dazu, dass sich Flüssigkeit in den unteren Beinregionen, wie Fesseln und Röhrbeinen, ansammelt. Dies führt zu den sichtbaren Schwellungen, die wir als angelaufene Beine kennen.

Bewegungsmangel als Hauptauslöser

Die wohl häufigste Ursache für geschwollene Beine beim Pferd nach längerer Stehzeit ist einfach mangelnde Bewegung. Pferde sind evolutionär auf kontinuierliche Bewegung ausgelegt. Ihr gesamter Stoffwechsel und ihr Kreislaufsystem funktionieren optimal in Bewegung. Wenn ein Pferd gezwungen ist, lange in der Box zu stehen – sei es wegen einer Verletzung, nach einem Transport oder einfach über Nacht –, fehlt der notwendige Impuls, um Blut und Lymphe effizient aus den Extremitäten zurückzupumpen. Dieser Bewegungsmangel kann schnell zu dicken Beinen führen. Auch nach einem Transport im Pferdeanhänger, bei dem das Pferd lange stehen musste, können angelaufene Beine auftreten.

Die Rolle des Lymphsystems und Lymphstaus

Neben dem Blutkreislauf spielt das Lymphsystem eine entscheidende Rolle beim Abtransport von überschüssiger Gewebsflüssigkeit, Stoffwechselendprodukten und Abfallstoffen. Ist der Lymphfluss gestört, spricht man von einem Lymphstau. Auch ein Lymphstau beim Pferd wird maßgeblich durch fehlende Muskelaktivität verursacht, da die Lymphgefäße selbst kaum pumpen. Chronische Stauungen des Lymphsystems können langfristig zu Veränderungen im Bindegewebe und permanent verdickten Beinen führen.

Weitere mögliche Ursachen für Beinschwellungen

Während angelaufene Beine nach Boxenruhe oft unbedenklich sind, können Schwellungen auch ein Hinweis auf ernstere Probleme sein:

  • Verletzungen: Kleine oder größere Verletzungen wie Tritte, Prellungen, Zerrungen oder offene Wunden können lokale Schwellungen verursachen.
  • Infektionen und Entzündungen: Einschüsse (bakterielle Infektionen), Phlegmone oder Abszesse sind schmerzhaft, gehen mit Wärme einher und erfordern sofortige tierärztliche Behandlung.
  • Allergische Reaktionen: Reaktionen auf Insektenstiche (z.B. Kriebelmücken, Bremsen) oder Hautkontakt mit bestimmten Pflanzen oder Stoffen können zu Schwellungen führen. Denken Sie auch an Parasitenschutz.
  • Erkrankungen des Lymphsystems: Chronisch progressive Lymphödeme (CPL), eine genetisch bedingte Erkrankung, besonders bei Kaltblütern, führen zu massiven, fortschreitenden Schwellungen und Hautveränderungen.
  • Haltungsbedingungen: Unzureichende Hygiene in der Box, Nässe oder unebene Einstreu können Hautirritationen und sekundäre Schwellungen begünstigen. Auch die Wahl der richtigen Einstreu ist wichtig.
  • Fütterung: Eine übermäßige oder unausgewogene Fütterung, insbesondere von zu reichhaltigem Futter ohne entsprechende Bewegung, kann ebenfalls zur Ansammlung von Flüssigkeit beitragen.
  • Vorgeschädigte Gliedmaßen: Ältere Pferde oder solche mit Vorerkrankungen (z.B. Hufrollenentzündung, Arthrose, Hufprobleme) können anfälliger für angelaufene Beine sein.

Was tun bei angelaufenen Pferdebeinen?

Wenn Sie bei Ihrem Pferd dicke Beine nach dem Stehen bemerken, ist das erste und wichtigste, die Situation ruhig und richtig einzuschätzen.

Bewegung und Kühlung: Die Erste Hilfe

Die simpelste und oft wunderbar effektive Maßnahme ist moderate Bewegung. Führen Sie Ihr Pferd für 20-30 Minuten im Schritt oder ermöglichen Sie ihm kontrollierten Freilauf auf einem sicheren Paddock, falls dies die Ursache (z.B. Verletzung) zulässt. Die sanfte Bewegung kurbelt den Kreislauf und den Lymphfluss an. Oft verschwindet die Schwellung daraufhin rasch. Parallel dazu kann Kühlung der dicken Pferdebeine sehr hilfreich sein. Brausen Sie die Beine vorsichtig für einige Minuten mit kühlem (nicht eiskaltem) Wasser ab. Dies kann Schwellungen lindern und bei Bedarf auch entzündungshemmend wirken.

Wann ist der Tierarztbesuch unumgänglich?

Auch wenn viele Fälle harmlos sind, gibt es klare Warnsignale, bei denen Sie umgehend einen Tierarzt konsultieren sollten. Bei Verdacht auf Pferdekrankheiten ist schnelle Hilfe wichtig:

  • Die Schwellung ist neu, tritt plötzlich auf und ist sehr stark oder einseitig.
  • Das betroffene Bein fühlt sich warm oder sogar heiß an.
  • Ihr Pferd zeigt Schmerzen (z.B. Empfindlichkeit bei Berührung) oder Lahmheit.
  • Sie messen Fieber.
  • Sie entdecken offene Wunden, eitrige Stellen oder andere Anzeichen einer Infektion (Einschuss).
  • Die Schwellung bildet sich trotz Bewegung und Kühlung nicht zurück oder verschlimmert sich sogar.
  • Angelaufene Beine treten immer wieder auf oder bleiben chronisch bestehen.

Im Zweifelsfall gilt immer: Lieber einmal zu viel den Tierarzt rufen als einmal zu wenig. Nur ein Fachmann kann die genaue Ursache feststellen und die passende Behandlung einleiten.

Langfristige Vorbeugung und Haltungsoptimierung

Um angelaufenen Beinen nach Boxenruhe oder Stehzeiten generell vorzubeugen, ist eine pferdegerechte Haltung der Schlüssel:

  • Ausreichende Bewegung: Ermöglichen Sie Ihrem Pferd so viel freie Bewegung wie möglich. Koppelgang, Paddock-Boxen oder regelmäßige Ausritte und Training sind unerlässlich.
  • Saubere und geeignete Einstreu: Sorgen Sie für eine trockene, saubere und ausreichend tiefe Einstreu in der Box.
  • Regelmäßige Kontrolle: Tägliche Kontrolle der Beine auf Wärme, Schwellungen, kleine Wunden oder Druckstellen gehört zur Routine.
  • Angepasste Fütterung: Stimmen Sie die Fütterung auf den tatsächlichen Energiebedarf und die Bewegung Ihres Pferdes ab. Vermeiden Sie Überfütterung, besonders bei wenig Arbeit.

Bandagen: Eine Hilfe oder ein Risiko?

Die Anwendung von Bandagen bei Pferden, insbesondere bei angelaufenen Beinen, ist ein oft diskutiertes Thema. Bandagen können in bestimmten Situationen nützlich sein, etwa zur Unterstützung des Lymphflusses bei Boxenruhe nach Verletzungen oder während längerer Transporte, um Schwellungen vorzubeugen oder zu reduzieren.

Vorteile und Nachteile von Bandagen

Korrekt angelegte Bandagen können einen sanften Druck auf das Gewebe ausüben und so den Abfluss von Flüssigkeiten fördern. Sie können auch eine leichte Stützfunktion bieten. Allerdings ist die Anwendung nicht ohne Risiken. Falsch oder zu straff gewickelte Bandagen können den Blut- und Lymphfluss abschnüren und die Schwellung verstärken. Sie können zu unangenehmen Druckstellen, Hautreizungen oder sogar zu ernsthaften Problemen mit Sehnen und Bändern führen. Zudem stauen sich unter Bandagen oft Wärme und Feuchtigkeit an, was ein idealer Nährboden für Bakterien ist.

Die Kunst des richtigen Bandagierens

Wenn Sie Bandagen einsetzen möchten, ist es unerlässlich, die richtige Technik von einem erfahrenen Pferdehalter, Trainer oder Tierarzt zu lernen. Verwenden Sie immer passende Bandagenunterlagen, die keine Falten werfen und das Gewebe polstern. Wickeln Sie die Bandage gleichmäßig fest, aber nicht zu stramm, von unten (Fesselkopf) nach oben. Nehmen Sie die Bandagen regelmäßig, idealerweise täglich, ab, um die Beine zu kontrollieren, zu bürsten und die Haut atmen zu lassen. Nur so können Bandagen eine Hilfe sein, ohne Risiken zu schaffen. Für weitere Ratschläge zur Pferdehaltung und Pflege ist Expertenrat immer wertvoll.

Fazit: Angelaufene Beine richtig einschätzen

Angelaufene Beine nach dem Stehen sind bei Pferden in den meisten Fällen eine harmlose Reaktion auf Bewegungsmangel und Schwerkraft. Moderate Bewegung ist oft die beste Sofortmaßnahme. Kühlung kann unterstützend wirken. Es ist jedoch von größter Wichtigkeit, Ihr Pferd genau zu beobachten. Treten zusätzliche Symptome wie Wärme, Schmerz, Lahmheit, Fieber oder Wunden auf, sollten Sie umgehend tierärztlichen Rat einholen, um ernste Ursachen auszuschließen. Die beste Strategie ist eine artgerechte Haltung mit viel Bewegung, die diesen harmlosen, aber oft besorgniserregenden Schwellungen vorbeugt.

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