Wenn ein kleiner Welpe bei Ihnen einzieht, ist die Freude grenzenlos! Doch oft stellt sich schnell eine erste Herausforderung ein: Der Welpe beginnt, energisch in Hände und Füße zu beißen. Dieses Verhalten ist für junge Hunde ganz natürlich, kann für uns Menschen aber schnell unangenehm und schmerzhaft werden. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Welpen beißen, wie Sie Ihrem kleinen Vierbeiner sanft und konsequent eine gute Beißhemmung beibringen und das Welpe beißt in Hände und Füße abgewöhnen gelingt.
Warum beißt mein Welpe in Hände und Füße?
Es ist essenziell zu verstehen, dass das Beißen in unsere Gliedmaßen für einen Welpen meist kein Zeichen von Bosheit oder Aggression ist. Vielmehr ist es Teil seiner normalen Entwicklung und Kommunikation. Verschiedene Gründe können dieses Verhalten auslösen:
Erkundungsverhalten und soziales Lernen
Welpen nutzen ihr Maul, um ihre Umwelt zu entdecken – ähnlich wie Kleinkinder Gegenstände mit den Händen ertasten und in den Mund nehmen. Alles Neue wird beschnuppert und angeknabbert. Beim Toben mit Wurfgeschwistern und der Mutter lernen Welpen zudem die Kontrolle ihrer Beißkraft. Zu festes Zwicken führt bei Artgenossen zu einem Spielabbruch oder einem quietschenden Laut, was dem Welpen zeigt: Das war zu grob! Dieses natürliche Welpenspiel beißen ist eine wichtige Lektion für das spätere Sozialverhalten.
Zahnwechsel beim Welpen
Genau wie Menschenbabys erleben auch Welpen den Zahnwechsel. Die Milchzähne fallen aus und machen Platz für die bleibenden Zähne. Dieser Prozess kann Juckreiz oder leichte Schmerzen am Zahnfleisch verursachen. Kauen und Beißen auf allem, was er findet – einschließlich Ihrer Hände und Füße – verschafft dem Welpen Linderung. In dieser Phase ist das Kaubedürfnis besonders ausgeprägt.
Frustration, Überforderung oder Müdigkeit
Manchmal ist das Beißen auch ein Ventil für einen Welpen, der überreizt, gelangweilt, müde oder schlicht überfordert ist und nicht weiß, wie er seine Emotionen oder überschüssige Energie anders regulieren soll. Ein überdrehter Welpe, der eigentlich eine Ruhepause bräuchte, zeigt oft dieses Frustration Welpe beißen Verhalten. Es ist ein deutliches Signal für Stress oder Unbehagen.
Beißhemmung trainieren: Schritt für Schritt zum sanften Maul
Die Fähigkeit, die eigene Beißkraft zu kontrollieren (die Beißhemmung), ist eine der wichtigsten Lektionen im Welpenalter. Sie schützt nicht nur uns Menschen, sondern ist auch entscheidend für ein harmonisches Miteinander mit anderen Hunden im späteren Leben.
Das gezielte Beißhemmung Welpe trainieren erfordert Konsequenz, Geduld und positive Verstärkung. Es imitiert die natürlichen Lernmechanismen im Welpenrudel:
Schritt 1: Das „Au!“-Signal einführen
Wenn Ihr Welpe beim Spielen oder Streicheln zu fest zubeißt, geben Sie sofort, laut und deutlich einen kurzen, glaubwürdigen Schmerzenslaut wie „AU!“ von sich. Es ist wichtig, dass dies natürlich klingt, nicht wie ein Schimpfen. Der Welpe sollte sich kurz erschrecken und innehalten.
Schritt 2: Spielabbruch als Konsequenz
Unmittelbar nach dem „Au!“ ziehen Sie Ihre Hand oder den Fuß zurück und beenden das gemeinsame Spiel oder die Interaktion für einen kurzen Zeitraum (etwa 10 bis 20 Sekunden). Wenden Sie sich ab und ignorieren Sie den Welpen während dieser Pause. Dies ist die klare Konsequenz für zu festes Beißen und ahmt nach, wie Mutterhündinnen oder Geschwister das Spiel bei grobem Verhalten beenden. Da das Spiel für den Welpen sehr wichtig ist, versteht er schnell, dass zu festes Beißen das Ende des Spaßes bedeutet. Mehr zur Bedeutung von Konsequenz in der Erziehung finden Sie in unserem Artikel über Welpenerziehung: Die ersten Schritte.
Schritt 3: Alternativen anbieten und positives Verhalten verstärken
Nach der kurzen Pause können Sie das Spiel wieder aufnehmen. Bieten Sie dem Welpen nun aktiv ein geeignetes Kauspielzeug oder einen Beißring an. Wenn er darauf herumkaut oder sanft mit Ihnen spielt, loben Sie ihn ausgiebig und überschwänglich. So lernt er, welches Verhalten erwünscht ist. Sorgen Sie generell dafür, dass Ihr Welpe jederzeit Zugang zu verschiedenen geeigneten Hundespielzeugen hat.
Nützliche Tipps für den Alltag
Neben dem gezielten Training können Sie das unerwünschte Beißen im täglichen Miteinander beeinflussen:
- Konsequenz ist der Schlüssel: Bleiben Sie immer bei der Regel „Zu festes Beißen = Au! & Spielabbruch“. Inkonsequenz verwirrt den Welpen nur.
- Vermeiden Sie Beißspiele mit Körperteilen: Animieren Sie Ihren Welpen nicht, in Ihre Hände oder Füße zu beißen, auch nicht spielerisch oder „sanft“. Nutzten Sie immer ein Spielzeug als Puffer.
- Stellen Sie ausreichend Kauspielzeug bereit: Vor allem während des Zahnwechsels ist das Kaubedürfnis hoch. Bieten Sie Ihrem Welpen sichere Alternativen, die er nach Herzenslust beknabbern darf.
- Achten Sie auf Ruhephasen: Ein übermüdeter oder überreizter Welpe beißt oft unkontrollierter. Planen Sie ausreichend Schlaf und Ruhepausen ein, besonders nach Phasen der Aufregung oder des Spiels. Tipps zum Thema finden Sie in unserem Artikel über Hund alleine lassen, da Überforderung auch hier eine Rolle spielen kann.
- Umgebung sichern: Entfernen Sie wertvolle oder gefährliche Gegenstände (Kabel, Möbel etc.), die der Welpe nicht annagen soll, aus seiner Reichweite, wenn er unbeaufsichtigt ist.
- Loben Sie sanftes Spiel: Belohnen Sie Ihren Welpen mit Lob und positiver Aufmerksamkeit, wenn er sanft mit Ihnen interagiert oder seine Spielsachen nutzt.
Was tun bei sehr starkem Beißen oder Überforderung?
In Situationen, in denen der Welpe sehr erregt ist und auf das „Au!“-Signal nicht reagiert, kann eine kurze Auszeit (Timeout) hilfreich sein:
Kurze Auszeit (Timeout)
Wenn das Beißen trotz Ihrer Reaktion nicht aufhört oder sehr heftig ist, verlassen Sie für eine kurze Zeit (etwa 30-60 Sekunden) ruhig den Raum oder bringen Sie den Welpen in einen sicheren Bereich, in dem er sich ohne Ihre Interaktion beruhigen kann. Dies ist keine Strafe, sondern ein Entzug der Aufmerksamkeit, um dem Welpen zu ermöglichen, herunterzukommen. Kehren Sie zurück, sobald er sich beruhigt hat, und setzen Sie die Interaktion ruhig fort.
Wann professionelle Hilfe suchen?
Sollten Sie trotz konsequenten Trainings das Gefühl haben, keine Fortschritte zu machen, oder zeigt der Welpe ein sehr starkes, potenziell aggressives Beißverhalten, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Eine gute Welpenschule oder ein erfahrener Hundetrainer kann die Situation individuell beurteilen und Ihnen maßgeschneiderte Tipps und Trainingspläne an die Hand geben. Manchmal können tieferliegende Probleme, die einen Experten erfordern, der Grund sein. Mehr über dieses Thema finden Sie in unserem Artikel zur Tierpsychologie für Hunde.
Das Abgewöhnen des Beißens in Hände und Füße erfordert Zeit, Geduld und vor allem liebevolle Konsequenz. Seien Sie verständnisvoll, aber bestimmt und geben Sie nicht auf. Mit den richtigen Methoden und viel positivem Training wird Ihr Welpe lernen, seine Beißkraft zu kontrollieren und zu einem wunderbaren, sanften Familienmitglied heranwachsen. Genießen Sie die spannende gemeinsame Zeit!