Sie haben ein zugelaufenes Tier entdeckt und fragen sich, wie Sie am besten vorgehen? Ob es ein verunsicherter Hund ist, der Ihnen zugelaufen ist, oder eine scheue Katze, die Ihre Hilfe benötigt – der Wunsch zu helfen ist groß. Doch der besonnene Umgang mit einem Fundtier erfordert mehr als nur gute Absichten. Es geht um das Wohl des Tieres, rechtliche Vorgaben und die Sicherheit aller Beteiligten. Dieser Leitfaden bietet Ihnen klare, praktische Schritte, wie Sie einem herrenlosen Vierbeiner richtig begegnen und effektiv dazu beitragen, dass es schnell und sicher wieder zu seinem Zuhause zurückfindet. Erfahren Sie, was zu tun ist, wenn Sie ein Tier gefunden haben, und welche Meldepflichten Sie beachten müssen.
Erste Schritte, wenn Sie ein Fundtier entdecken
Ein zugelaufenes Tier kann verängstigt, möglicherweise verletzt oder desorientiert sein. Ihre erste Aufgabe ist es, Ruhe zu bewahren und die Situation mit Bedacht einzuschätzen.
Sicherheit hat Vorrang: Ihr Schutz und der des Tieres
- Vorsicht bei der Annäherung: Auch wenn ein Tier noch so lieb aussieht, ein verängstigter Hund oder eine Katze kann unerwartet reagieren, beißen oder kratzen. Sprechen Sie ruhig mit dem Tier und vermeiden Sie hektische Bewegungen.
- Verkehrssicherung: Befindet sich das Tier auf oder nahe einer Straße, versuchen Sie behutsam, es aus dem Gefahrenbereich wegzulocken. Bringen Sie sich dabei niemals selbst in Gefahr.
- Keine erzwungene Annäherung: Wenn das Tier scheu ist oder Anzeichen von Aggression zeigt, versuchen Sie nicht, es selbst einzufangen. Rufen Sie in diesem Fall umgehend professionelle Hilfe.
Den Zustand des Fundtiers beurteilen
Bevor Sie weitere Maßnahmen ergreifen, verschaffen Sie sich einen umfassenden Überblick über den Zustand des Tieres:
- Verletzungen: Hat das Tier sichtbare Wunden, humpelt es, oder wirkt es apathisch? Bei akuten Problemen sollten Sie umgehend einen Tierarzt konsultieren. Weitere Informationen, wie Sie in solchen Fällen schnelle Hilfe finden, erfahren Sie unter Tierische Notfallnummern: Schnelle Hilfe im Ernstfall.
- Kennzeichnung: Trägt es ein Halsband mit Adressanhänger oder eine TASSO-Marke? Achten Sie auch auf Tätowierungen in den Ohren oder einen Mikrochip, der später ausgelesen werden kann.
- Verhalten: Ist es zutraulich, scheu, aggressiv oder orientierungslos?
Das Tier gefunden: Meldepflicht und Ansprechpartner
Wenn Sie ein Haustier finden, sind Sie gesetzlich zur Meldung verpflichtet. Ein Fundtier zu melden, ist der entscheidende Schritt, damit der Besitzer es wiederfindet. Die Zuständigkeit liegt hierbei bei der jeweiligen Gemeinde oder Stadtverwaltung.
Zuständige Behörden und Organisationen informieren
Melden Sie den Fund umgehend bei den folgenden Stellen:
- Fundbüro der Gemeinde/Stadt: Jede Gemeinde hat ein Fundbüro, das für die Registrierung von Fundtieren zuständig ist. Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, sich um Fundtiere zu kümmern.
- Tierheim oder Tierschutzverein: Viele Gemeinden beauftragen Tierheime mit der Aufnahme und Betreuung von Fundtieren. Erkundigen Sie sich nach dem nächstgelegenen Tierheim, wenn Sie ein Fundtier im Tierheim abgeben möchten. Diese Einrichtungen verfügen über die notwendigen Kapazitäten zur professionellen Versorgung und sind oft auch mit Chip-Lesegeräten ausgestattet. Wenn Sie mehr über die Arbeit und Möglichkeiten von Tierheimen erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel Tierheim Hunde finden: So adoptieren Sie den perfekten Vierbeiner.
- Tierarztpraxis: Jeder Tierarzt kann einen eventuell vorhandenen Mikrochip kostenlos auslesen. Dies ist oft der schnellste Weg, um den Besitzer zu identifizieren, falls das Tier gechipt und registriert ist. Wie das Chippen abläuft und welche Vorteile es bietet, erfahren Sie unter Hunde Chippen lassen: Sicherheit für Ihren Vierbeiner.
TASSO und andere Tierregister nutzen
TASSO e.V. ist Deutschlands größtes Haustierregister. Viele entlaufene Tiere sind hier registriert.
- Fundmeldung bei TASSO: Melden Sie den Fund eines gechipten oder tätowierten Tieres unbedingt bei TASSO. Auch wenn das Tier nicht registriert ist, kann eine Fundmeldung dazu beitragen, den Besitzer zu finden, der sein Tier möglicherweise bei TASSO als vermisst gemeldet hat.
- Andere Register: Es gibt auch andere Register wie FINDEFIX vom Deutschen Tierschutzbund, die Sie nutzen können.
Umgang mit dem Fundtier: Was ist zu beachten?
Haben Sie sich dazu entschieden, ein zugelaufenes Tier (ob zugelaufener Hund oder gefundene Katze) vorübergehend bei sich aufzunehmen, beachten Sie folgende Punkte:
Erste Versorgung zu Hause
- Sicherer Rückzugsort: Richten Sie dem Tier einen ruhigen, warmen und sicheren Platz ein, wo es sich erholen kann. Trennen Sie es gegebenenfalls von eigenen Haustieren.
- Wasser und Futter: Bieten Sie frisches Wasser an. Futter sollten Sie nur in kleinen Mengen und nach Möglichkeit spezielles Futter für Hunde oder Katzen anbieten. Vermeiden Sie Essensreste vom Tisch.
- Tierarztbesuch: Wenn der Gesundheitszustand des Tieres es erfordert oder Sie länger als einen Tag auf die Abholung warten, ist ein Besuch beim Tierarzt ratsam. Dort kann auch der Chip ausgelesen werden und gegebenenfalls erste Hilfe geleistet werden. Bei einem Tierarztbesuch können Kosten anfallen, über die Sie sich in unserem Artikel Tierarzt Kosten: Was Sie wissen sollten informieren können.
Suchen nach dem Besitzer
Neben der Meldung bei offiziellen Stellen können Sie auch aktiv nach dem Besitzer suchen:
- Aushänge: Erstellen Sie einen Aushang mit einem Foto und einer Beschreibung des Tieres sowie Ihren Kontaktdaten (oder denen des Fundbüros/Tierheims). Hängen Sie ihn in der Umgebung des Fundortes, in Tierarztpraxen, Supermärkten und Zoohandlungen auf.
- Soziale Medien und lokale Gruppen: Posten Sie den Fund in lokalen Facebook-Gruppen, Nachbarschafts-Apps oder speziellen Online-Foren für vermisste und gefundene Tiere.
Häufige Fehler vermeiden
Bei aller Hilfsbereitschaft gibt es einige Dinge, die Sie unbedingt vermeiden sollten:
- Eigenmächtiges Behalten: Ein Fundtier einfach zu behalten, ist rechtlich nicht erlaubt und gilt als Fundunterschlagung. Es ist wichtig, das Tier gefunden zu melden.
- Gefährdung durch unkontrollierte Annäherung: Nähern Sie sich ängstlichen oder aggressiven Tieren nicht auf eigene Faust. Überlassen Sie das den Profis.
- Voreilige Vermittlung: Versuchen Sie nicht, das Tier sofort weiterzuvermitteln. Der rechtmäßige Besitzer hat ein Anrecht auf sein Tier.
Fazit: Hilfe mit Herz und Verstand
Ein Fundtier, was tun? Diese Frage beantwortet sich am besten mit einer Kombination aus Empathie, Umsicht und dem Wissen um die richtigen Schritte. Indem Sie schnell und verantwortungsbewusst handeln, die zuständigen Stellen informieren und das Tier artgerecht versorgen, geben Sie einem verlorenen Vierbeiner die beste Chance, bald wieder in seine liebenden Arme zurückzukehren. Ihre Hilfsbereitschaft ist Gold wert!