Die Adoption eines Hundes aus dem Ausland ist eine wunderbare und erfüllende Entscheidung, die jedoch gut überlegt sein will. Tausende von Hunden in internationalen Tierheimen und Auffangstationen hoffen auf eine zweite Chance auf ein liebevolles Zuhause. Neben der immense emotionalen Bereicherung bringt die Aufnahme eines Tierschutzhundes aus dem Ausland auch besondere Herausforderungen mit sich, auf die Sie vorbereitet sein sollten.
Warum einen Hund aus dem Ausland adoptieren?
Die Beweggründe, einem Hund aus dem ausländischen Tierschutz ein neues Leben zu schenken, sind vielfältig. Oftmals sind es die berührenden Schicksale und die teilweise schwierigen Zustände in Auffangstationen im Ausland, die Menschen dazu bewegen, einem hilfsbedürftigen Vierbeiner zu helfen. Viele dieser Hunde haben oft eine bewegte Vergangenheit auf der Straße oder in weniger guten Verhältnissen hinter sich und verdienen eine fürsorgliche Familie. Die Adoption kann eine zutiefst bereichernde Erfahrung für alle Beteiligten sein.
Wichtige Überlegungen vor der Adoption eines Auslandshundes
Bevor Sie sich für die Adoption eines Hundes aus dem Ausland entscheiden, ist eine gründliche Vorbereitung essenziell. Es gibt einige wichtige Aspekte, die Sie unbedingt berücksichtigen müssen:
Seriöser Auslandstierschutz: Worauf Sie achten sollten
Leider gibt es im Bereich des Auslandstierschutzes auch unseriöse Akteure. Es ist daher von größter Bedeutung, sich ausschließlich an eine vertrauenswürdige und seriöse Tierschutzorganisation zu wenden. So erkennen Sie verantwortungsvolle Vereine:
- Transparenz: Eine gute Organisation informiert offen und ehrlich über den Hund, seine Herkunft, sein Wesen und bekannte Besonderheiten. Sie ermöglicht den Kontakt zu den Menschen, die den Hund vor Ort betreuen.
- Vorkontrolle: Seriöse Vereine führen stets eine Vorkontrolle in Ihrem Zuhause durch, um das zukünftige Umfeld des Hundes zu prüfen.
- Nachkontrolle: Auch nach der erfolgreichen Vermittlung sollte eine Nachkontrolle durch die Organisation erfolgen.
- Schutzvertrag: Die Übergabe des Hundes erfolgt immer über einen klaren und rechtlich bindenden Schutzvertrag.
- Gesundheitliche Vorsorge: Die Hunde müssen geimpft, gechipt, entwurmt und entfloht sein. Der Mittelmeercheck Hund muss vor der Ausreise gemacht und das Ergebnis offen kommuniziert werden.
- Umfassende Aufklärung: Sie werden ausführlich über potenzielle Schwierigkeiten und die spezifischen Bedürfnisse des Tieres informiert.
Recherchieren Sie gründlich, lesen Sie Erfahrungsberichte und stellen Sie der Organisation viele Fragen, bevor Sie sich für eine Adoption entscheiden.
Gesundheitliche Aspekte und der Mittelmeercheck
Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Aufnahme eines Auslandshundes sind mögliche gesundheitliche Herausforderungen. Viele Hunde, insbesondere aus südlichen Regionen, können Träger von Erregern sein, die in Mitteleuropa seltener vorkommen. Daher ist der sogenannte Mittelmeercheck Hund – ein spezieller Bluttest auf häufige Krankheiten bei Hunden aus dem Ausland wie Leishmaniose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Babesiose, Hepatozoonose und Dirofilariose – unerlässlich.
Dieser Test sollte idealerweise bereits vor der Ausreise durchgeführt und das Ergebnis Ihnen transparent mitgeteilt werden. Bedenken Sie, dass einige dieser Krankheiten lange symptomlos bleiben und erst deutlich nach der Ankunft in Ihrem Zuhause ausbrechen können. Eine tierärztliche Nachuntersuchung sowie ein wiederholter Mittelmeercheck nach einigen Monaten in Deutschland sind daher dringend empfohlen. Seien Sie sich bewusst, dass die Behandlung mancher Mittelmeerkrankheiten langwierig und finanziell aufwendig sein kann.
Verhalten und oft unbekannte Vorgeschichte
Viele Hunde, die aus dem ausländischen Tierschutz vermittelt werden, haben wenig oder keine Erfahrung mit dem Leben in einem menschlichen Haushalt. Alltägliche Dinge wie an der Leine gehen, Stubenreinheit oder das Kennenlernen verschiedenster Umweltreize sind ihnen fremd. Ihre genaue Vorgeschichte ist oft unbekannt. Ängste, Unsicherheit oder Misstrauen gegenüber bestimmten Menschen, Tieren oder Situationen sind daher keine Seltenheit. Bringen Sie viel Geduld mit und scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf professionelle Unterstützung von einem erfahrenen Hundetrainer in Anspruch zu nehmen, um an möglichen Verhaltensproblemen zu arbeiten.
Die sensible Eingewöhnung eines Auslandshundes
Die Eingewöhnung eines Hundes aus dem Ausland ist eine sehr sensible und oft langwierige Phase, die äußerste Behutsamkeit und viel Geduld erfordert. Geben Sie Ihrem neuen Familienmitglied ausreichend Zeit und Raum, um in Ruhe anzukommen und sich an die komplett neue Umgebung, all die fremden Gerüche und die unbekannten Menschen zu gewöhnen. Hier sind einige Tipps für die Eingewöhnungsphase:
- Die ersten Tage: Schaffen Sie einen sicheren Rückzugsort (z.B. eine bequeme Hundebox oder ein Körbchen in einer ruhigen Ecke). Überfordern Sie den Hund nicht mit zu viel Besuch, lauten Geräuschen oder langen Ausflügen. Lassen Sie ihn in seinem Tempo das neue Zuhause erkunden.
- Stubenreinheit: Seien Sie darauf vorbereitet, dass der Hund anfangs wahrscheinlich nicht stubenrein ist. Gehen Sie sehr häufig mit ihm nach draußen (nach dem Aufwachen, nach dem Fressen, nach dem Spielen, vor dem Schlafengehen). Loben Sie überschwänglich, wenn er sich draußen löst. Seien Sie bei „Unfällen“ im Haus verständnisvoll und wischen Sie sie kommentarlos auf.
- Leinenführigkeit und Spaziergänge: Üben Sie das Gehen an der Leine zunächst in einer sehr reizarmen Umgebung. Viele Auslandshunde haben Angst vor Verkehr, lauten Geräuschen oder fremden Menschen. Sichern Sie Ihren Hund in der ersten Zeit unbedingt doppelt (gut sitzendes Halsband und Sicherheitsgeschirr) und verwenden Sie eine lange, dünne Schleppleine, bis Sie absolut sicher sind, dass er in Panik nicht versucht zu fliehen.
- Bindungsaufbau: Verbringen Sie viel ruhige, positive Zeit mit Ihrem Hund. Kurze, freudige Trainingseinheiten, gemeinsame Kuschelmomente und positive Erfahrungen in entspannter Atmosphäre stärken das Vertrauen und die Bindung zu Ihnen.
Diese Phase der Eingewöhnung kann Wochen oder sogar Monate dauern. Jeder kleine Fortschritt ist ein großer Erfolg! Vergleichen Sie Ihren Hund niemals mit anderen; jeder Hund, besonders mit unbekannter Vorgeschichte, hat sein ganz individuelles Tempo beim Ankommen.
Weitere typische Herausforderungen und Lösungsansätze
Neben den bereits genannten gesundheitlichen und verhaltensbezogenen Themen können weitere Herausforderungen auftreten:
- Fehlende Sozialisierung: Viele Tierschutzhunde aus dem Ausland hatten wenig Gelegenheit zu positiven Kontakten mit Artgenossen oder fremden Menschen. Eine sehr behutsame, kontrollierte und positive Sozialisierung ist wichtig, aber überfordern Sie den Hund keinesfalls.
- Umgang mit Ängsten: Alltägliche Geräusche (Staubsauger, Türklingel, Baustellen), unbekannte Gegenstände, Situationen oder schnelle Bewegungen können starke Ängste auslösen. Reagieren Sie stets verständnisvoll und arbeiten Sie gegebenenfalls mit positiver Verstärkung, Desensibilisierung oder der Hilfe eines Trainers daran. (Umgang mit Tierarztangst)
- Integration in den Alltag: Das Alleinbleiben, entspanntes Mitfahren im Auto oder stressfreie Besuche beim Tierarzt müssen oft schrittweise und mit viel Geduld trainiert werden.
Fazit: Eine bereichernde, aber anspruchsvolle Aufgabe
Die Adoption eines Hundes aus dem ausländischen Tierschutz kann eine der tiefsten und bereicherndsten Erfahrungen in Ihrem Leben sein. Sie schenken einem oft vergessenen Lebewesen eine echte Chance und erhalten dafür meist unendliche Dankbarkeit und bedingungslose Liebe. Doch es ist ehrlich gesagt kein einfacher Weg. Er erfordert viel Geduld, tiefes Verständnis, finanzielle Absicherung (für unvorhergesehene Tierarztkosten oder Training) und die aufrichtige Bereitschaft, sich intensiv auf die individuellen Bedürfnisse des Hundes einzulassen.
Wenn Sie bereit sind, diese besondere Verantwortung mit Herz und Verstand zu übernehmen und sich gründlich zu informieren, dann kann die Adoption eines Auslandshundes die absolut beste Entscheidung für Sie und einen glücklichen vierbeinigen Freund sein. Zögern Sie nie, Rat bei der vermittelnden Organisation oder erfahrenen Haltern von Auslandshunden zu suchen.